Schrobenhausener Zeitung vom 27.11.2013
Bei den ersten ein, zwei Besuchen hat sich Lis Hofmann noch geschämt. Aber die allein erziehende Mutter eines 13-jährigen Sohnes brauchte die Lebensmittel, die sie bei der Tafel einmal in der Woche für den symbolischen Preis eines Euros kaufen konnte. Und so ging sie einfach weiter hin. Seit 2007 ist die Hohenwarterin Kunde bei der Pfaffenhofener Tafel, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feierte und seit September 2011 auch in Hohenwart vertreten ist. „Und ich schäme mich nicht mehr dafür“, sagt Lis Hofmann. „Ich sag auch anderen, geh nach Pfaffenhofen, zeig denen deinen Bescheid, du kriegst bestimmt auch was.“
Acht Erwachsene und vier Kinder aus Hohenwart beziehen ihre Lebensmittel von der Tafel. Nicht jeder geht so selbstverständlich damit um wie Lis Hofmann. Deswegen war klar, dass die Tafel in Hohenwart nach ihrer Gründung so schnell wie möglich vom Parkplatz des Supermarktes wegmusste – da kam sich so mancher Kunde wie auf dem Präsentierteller vor. Und das ist auch der Grund, warum jetzt die meisten Kunden nicht an der kleinen Feier am neuen Standort im Pfarrheim teilnehmen wollten.
Dafür feierten andere mit Kaffee, Stollen und Plätzchen: Zum Beispiel Tafel-Leiterin Gudula Langmaier (kleines Bild), die sich genau an die Anfänge am Edeka-Parkplatz und dann auf dem Parkplatz der Schule erinnert: „Da haben wir allen Widrigkeiten des Wetters getrotzt.“ Die Gemeinde bot daraufhin einen alten Radkeller an. „Aber dann hat’s uns durchs Dach hereingeregnet“, erzählte Gudula Langmaier. Hohenwarts Bürgermeister Manfred Russer kam schließlich auf das Pfarrheim – und überzeugte im Nu Kirchenpflegerin Sieglinde Hirner, die wiederum Pfarrer Reinhold Gumbiller für die Idee begeisterte. „Ich hoffe, es ist eine Dauerlösung“, sagte Russer bei der Feier. Und Sieglinde Hirner ergänzte gleich: „Wir sind uns bewusst, dass wir in Hohenwart eine soziale Verantwortung haben. So lange ich hier verantwortlich bin, ist das kein Problem.“ Gudula Langmaier dankte ihnen allen, ebenso wie den Supermärkten und Privatpersonen, die die Lebensmittel spenden, und ihren ehrenamtlichen Helfern: vier Frauen, die in Hohenwart die Lebensmittel aufbereiten, und zwei Fahrerteams. „Es ist Hilfe, die dringend benötigt wird und die direkt ankommt.“
Zum Beispiel bei Elke Metzner, 68 Jahre alt, die seit diesem Jahr bei der Tafel einkauft. „Ich hab eine kleine Rente. Ohne wär’s ganz grimmig.“ So könne sie sich unterwegs auch einmal einen Kaffee kaufen. „Du wirst schon abgestempelt“, sagt Elke Metzner. „Aber das ist mir egal. Ich weiß, wer ich bin. Und ich habe mein Leben lang gearbeitet.“
Die Tafel ist auch auf Spenden angewiesen. Wer helfen möchte, kann etwas auf folgendes Konto überweisen: Sparkasse Pfaffenhofen, IBAN: DE 85 72 15 16 50 00 08 18 24 53, BIC: B YL AD EM 1P AF.
Von Thorsten Stark